Sagen & Legenden
Es werden regionale Sagen und Legenden vorgestellt.
Wie die Maränen in den Schaalsee kamen
Eine Nonne aus dem Zarrentiner Kloster, so erzählt die Sage, hatte Appetit auf ein Maränengericht. Sie kannte diesen Fisch aus ihrer Heimatregion und hatte große Sehnsucht. Also erschien ihr eines Nachts der Teufel und bot sich an, ihr Maränen aus dem Bodensee zu holen. Bis Mitternacht wollte er zurück sein und dann als Gegenleistung ihre Seele erhalten.
Die Nonne willigte kurzerhand ein und freute sich auf die Maränen. Allerdings bekamen sie zunehmend ein schlechtes Gewissen und bereut schon bald die Vereinbarung mit dem Teufel. In ihrer Not vertraute sie sich einer anderen Nonne an. Diese kam auf die Idee, die Turmuhr um eine Stunde vorzustellen. Sodass der Teufel nicht rechtzeitig am vereinbarten Treffpunkt auftauchen könnte. Wie gesagt, so getan.
Als der Teufel mit seinem Netz voller Maränen gerade über dem Schaalsee flog, schlug die Turmuhr Mitternacht. Aus Wut, dass ihm wieder mal eine Seele entgangen war, schleuderte er die Maränen samt Netz in den See, wo sie sich wohlfühlten und prächtig vermehrten.
Von der Tiefe des Schaalsees
Eines Tages sollte die Tiefe des Schaalsees vermessen werden. So nahmen sechs Leute eine große, schwere Zinnkanne und befestigen am Henkel ein langes Seil. Es wurden zwei Ruderboot vorbereitet, in einem Boot saßen die Leute, die die Kanne mit dem Seil führten und im anderen Boot wurde das mehrere hunderte Meter lange Seil gelagert.
Es war ein sonniger Tag und nur wenige Wolken waren am Himmel zu sehen, der See hatte kaum Wellengang und lag beinahe wie ein Spiegel da. Die sechs Leute starteten vom Südufer und fuhren bis vor das Kloster. Dort ließen sie die Zinnkanne herab. Nach einiger Zeit wurde den Leuten angst und bange, da kaum noch Seil auf dem Nebenboot vorhanden war und die Wellen auf dem See immer stärker wurden. Der Himmel zog sich zu und es dauerte nicht lange, da fing es fürchterlich an zu regnen. Die Leute beschlossen die Zinnkanne unverrichteter Dinge wieder heraufzuziehen, allerdings mussten sie dafür sehr viel Kraft aufbringen. Einer der Beteiligten berichtete später, dass stellenweise der Eindruck herrschte, als wenn jemand am Seil ziehen würde.
Nachdem sie das Seil jedoch hochgezogen hatten, stellten sie fest, dass die Zinnkanne bis zum Henkel geschmolzen war. Niemand hatte dafür eine Erklärung, allerdings schworen sich alle Beteiligten, dass sie den See niemals wieder vermessen würden.
Quellenangabe:
Die ursprüngliche Sage wurde aus dem nachfolgendem Buch entnommen. Allerdings wurden im Sinne der Volkserzählung einige Inhalte weiterentwickelt.
Schmied, Hartmut: Geister, Götter, Teufelssteine - Sagen- & Legendenführer Mecklenburg-Vorpommern, Rostock 2011, S. 209 ff.
Die Hexe von Camin
Vor vielen Jahre lebte eine alte Frau in Camin südlich von Zarrentin, die niemals in die Kirche ging und sich vom Gemeindeleben fernhielt. Nach einiger Zeit wusste kaum noch jemand, ob diese Frau noch im Dorf lebte oder nicht. Allerdings begannen sich merkwürdige Ereignisse zu mehren.
So brannten innerhalb eines Jahres sechs Bauernhäuser bis auf die Grundmauern nieder, im Dorf hatte es bis dahin noch keinen Brand gegeben. Darüber hinaus verstarb ein Großteil der Lämmer bis Ostern und im Sommer gab es so wenig Regen, dass die Ernte sehr gering ausfiel. Ein Bauer berichtete, dass eines Nachts eine dunkle Gestalt über seinen Hof lief, am nächsten Morgen lagen alle Ziegen tot im Stall.
Während des Erntedankfestes verschwand die Tochter des Dorfvorstehers spurlos. Die groß angelegte Suche führte zu keinem Ergebnis, die junge Tochter blieb verschwunden. Im ganzen Dorf herrschte nun Angst, man ging davon aus, dass eventuell ein böses Tier in der Umgebung sein Unwesen trieb. Also versuchte man die Ursache für die merkwürdigen Ereignisse zu finden.
Die Bauern im Dorf bildeten eine Wache, die bei Nacht durchs Dorf und durch die anliegenden Wälder patrouillierte. Die Wache berichtete, dass in den Wäldern merkwürdige Stimmen zu hören waren, allerdings niemand etwas gesehen hatte, bis in einer Vollmondnacht die Wache eine Frau bei einem Eichenhain festnehmen konnte. Die Leute der Wache kannten die alte Frau nicht, allerdings wurden sie von der Frau auf das bitterste beschimpft und vielfach verflucht. Der Anführer der Wache konnte am nächsten Morgen nicht aufstehen, da seine Beine ihn nicht tragen wollten. Nun wurde die alte Frau wegen des Verdachts der Hexerei angeklagt.
Bei der Gerichtsverhandlung stellte sich heraus, dass die Frau an vielen Ereignissen des zurückliegenden Jahres schuld war. So fand man im Häuschen der Frau die Strickjahre und die Kopfbedeckung der Tochter des Dorfvorstehers, außerdem wurden Krüge angefüllt mit Tierblut gefunden und darüber hinaus fand man allerlei was gemeinhin zur Hexerei benutzt wird.
Nach dem Verhör durch den Scharfrichter gestand die alte Frau im Bund mit dem Teufel und für die zurückliegenden Verbrechen verantwortlich zu sein. So wurde die Hexe zum Feuertod verurteilt. Auf dem Weg zum Scheiterhaufen verfluchte die Frau die Bauern am Wegesrand, die den ganzen Tag mit ihren Pflügen nicht arbeiten konnten. Lediglich ein Bauer hatte an seinem Pflug noch einen verklemmten Ast vom Kreuzdorn, der ihn geschützt hatte, sodass er seiner Arbeit nachgehen konnte. Die Hexe ärgerte sich über den Kreuzdorn und verspottete alle Anwesenden.
Nachdem die Hexe an der Darower Scheide verbrannt wurde, verbesserte sich die Situation im Dorf schlagartig.
Quellenangabe:
Die ursprüngliche Sage wurde aus dem nachfolgendem Buch entnommen. Allerdings wurden im Sinne der Volkserzählung einige Inhalte weiterentwickelt.
Hubrich-Messow, Gundula: Sagen aus Mecklenburg, Husum 1995, S. 13
Vom versunkenen Schloss Stintenburg
Auf der großen Insel Kampenwerder im Schaalsee soll vor langer Zeit ein prächtiges Schloss gestanden haben, welches verwünscht wurde und im Schaalsee untergegangen ist. Fischer sehen an dieser Stelle um Mitternacht oft seltsame Lichter, die vom Grund des Sees aufsteigen. Bei genauerem hinsehen, erkennt man die Silhouette des Schlosses und das Licht aus den Turmfenstern.
Im Schaalsee soll außerdem ein uralter Hecht leben, der über zwei Meter lang ist und bereits grüne Algenschwämme auf seinem Rücken trägt. Im Kopf des Hechtes ist ein goldener Schlüssel, der in das Portal des Schlosses passt. Sobald ein Fischer den Hecht fängt und den Schlüssel aus dem Kopf entnimmt, soll das Schloss Stintenburg bei voller Beleuchtung wieder an die Oberfläche treten. Der Fischer kann mit dem Schlüssel alle Türen im Schloss öffnen und darf alles was er dort findet für sich behalten. Damit diese Dinge jedoch auch eintreten, muss der Fischer den Nachnamen Bülow tragen.
Quellenangabe:
https://www.kloster-zarrentin.de/sagen-und-maerchen.html (abgerufen am 07.07.2019)
Vom Feuerteufel in Wittenburg
Der November im Jahr 1351 galt als Sturmmonat. Zu allem Übel brach außerdem ein großer Stadtbrand in Wittenburg aus, der große Teile der Stadt zerstörte. Die Wut der Einwohner war groß und bald wurde auch ein Schuldiger (dessen Name nicht überliefert wurde) gefunden. Die Bevölkerung wollte, dass der Bürgermeister Recht sprechen sollte. Der vermeintliche Brandstifter wollte nichts zugeben und leugnete die Tat. Da aus dem Beschuldigten nichts herauszubekommen war, wurde ein Gottesurteil angesetzt.
Gott hilft nur den Unschuldigen, würde der Angeklagte die Unschuldsprobe also bestehen, wäre er unschuldig, andernfalls wäre er schuldig. Als Unschuldsprobe wurde auf dem Marktplatz ein Stück Eisen zum Glühen gebracht, der Beschuldigte sollte das Eisen nun in die Hand nehmen. Er stieß keinen Schmerzschrei aus und seine Hand blieb unversehrt. Plötzlich war das glühende Eisen verschwunden, es blieb selbst nach einer umfangreichen Suche unauffindbar. Der Angeklagte wurde jedoch freigesprochen, da er die Unschuldsprobe bestanden hatte.
Etwa ein Jahr später wurde der Marktplatz neu gepflastert. Plötzlich schrie ein Mann bei den Arbeiten auf. Der Mann hatte das immer noch glühende Eisen bei den Bauarbeiten gefunden und sich daran entsetzlich verbrannt. Der Arbeiter gab sofort zu, der Brandstifter vom großen Stadtbrand gewesen zu sein. Somit wurde ein weiteres Mal ein Gottesurteil gesprochen. Das Eisen bewahrte der Bürgermeister als Mahnung noch für eine lange Zeit im Rathaus auf. So heißt es noch heute, dass der Wittenburger Bürgermeister für Sanierungen stets ein Feuer im Eisen hat.
Quellenangabe:
Die ursprüngliche Sage wurde aus dem nachfolgendem Buch entnommen. Allerdings wurden im Sinne der Volkserzählung einige Inhalte weiterentwickelt.
Schmied, Hartmut: Geister, Götter, Teufelssteine - Sagen- & Legendenführer Mecklenburg-Vorpommern, Rostock 2011, S. 207
Der Totentanz in Hagenow
Eines Nachts um Punkt zwölf Uhr stand der Hagenower Küster auf dem Kirchturm und sah, wie die Toten aus ihren Gräbern stiegen und auf dem Kirchhof tanzten. Sie verbeugten sich dabei und fragten einander: "Wo lang is di din Kitt?" Der Küster erschrak über die Szenerie, allerdings fand er sie zugleich irgendwie komisch.
So äffte er die Fragen der Geister nach und rief spöttisch: "Wo lang is di din Schritt?" Die Geister fühlten sich verspottet, daraufhin kletterten sie auf den Kirchturm. Dem Küster wurde angst und bange, in seiner Verzweiflung ließ er die Glocken schlagen, sodass die Geister dachten, es wäre ein Uhr. Die Geister kehrten um und stiegen zurück in ihre Gräber. Der Küster starb am dritten Tag nach diesem Ereignis.
Quellenangabe:
Die ursprüngliche Sage wurde aus dem nachfolgendem Buch entnommen. Allerdings wurden im Sinne der Volkserzählung einige Inhalte weiterentwickelt.
Hubrich-Messow, Gundula: Sagen aus Mecklenburg, Husum 1995, S. 28