Barockstadt Ludwigslust - Von einem Gutshof zur herzoglichen Residenz

 

Die heutige Stadt Ludwigslust war seit 1994 Kreisstadt des gleichnamigen Kreises und wurde mit Wirkung der landesweiten Kreisgebietsreform in M-V vom 4. September 2011 zum zweiten Verwaltungssitz des neuen Kreises Ludwigslust-Parchim.

Bis zum 18. Jahrhundert existierte der Ort „Ludwigslust“ nicht. Allerdings gab es, belegt seit dem 13. Jahrhundert, in der Nähe des heutigen Schlossplatzes das Dorf und den Gutshof Klenow. Im Mittelalter gehörte das Dorf Klenow zur Grafschaft Danneberg und wurde an die Mecklenburger Fürsten übertragen. Das Lehngut Klenow lässt sich auf den Stammvater Herrmann von Klenow zurückverfolgen, der zum ersten Mal 1294 genannt wird und wahrscheinlich der Familie Hagenow angehörte.

Die Gegend um Klenow war wald- und wiesenreich, sodass es dort zwischen den Flüssen Rögnitz und Elde seit jeher einen hohen Wildbestand gab. Aufgrund verschiedener Grenz- und Jagdstreitigkeiten übertrug die Familie von Klenow das Gut am 6. Juni 1616 an die Landesherren in Schwerin und die Familie von Klenow verlegte ihren Sitz nach Stavenhagen. Der durch die Mecklenburger Herzöge erworbene Pachthof stand rechts neben dem jetzigen Schloss und an der Stelle des jetzigen Schlosses lag der ehemalige Hofgarten. Darüber hinaus gab es 14 Bauernstellen, die entlang der zum Schloss führenden großen Straße bzw. an der Kanalstraße lagen.

Mit den Mecklenburger Herzögen begann die Geschichte der Barockstadt Ludwigslust. Zunächst nutzten die Herzöge das Gut Klenow als Ausgangspunkt für umfangreiche Jagdausflüge durch die verschiedenen Waldgebiete. Bis Christian Ludwig II. hier von 1731 bis 1734 ein kleines Jagdschloss errichten ließ, dem sein Nachfolger Herzog Friedrich 1754 den klangvollen Namen „Ludwigslust“ verlieh. Der Name bezieht sich auf die Jagdlust Christian Ludwigs. Bereits 1733 wurden die Nebengebäude zum Jagdschloss und erste Gartenanlagen fertiggestellt. Die letzten Gebäude des alten Gutshofes Klenow wurde 1735 endgültig abgerissen, das Dorf blieb zu diesem Zeitpunkt noch in seiner alten Fassung. Aufgrund der zahlreichen Konflikte, die der Herzog führte, blieb Klenow trotz regelmäßiger Besuche zu dieser Zeit nur ein Lustschloss.

Sein Sohn und Nachfolger Herzog Friedrich der Fromme übernahm die Regierungsgeschäfte nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1756. Herzog Friedrich liebte das „geräuschlose“ Leben auf dem Land und machte Ludwigslust zu seiner Residenz. Der Herzog war ein Liebhaber und Kenner der klassizistischen Baukunst, er war an allen weiteren Planungen beteiligt. Darüber hinaus wurde der Kanalbau vorangetrieben, um den künftigen Schlosspark mit Wasserspielen und den wachsenden Ort mit Wasser zu versorgen. Die gesamte Bauplanung um das Jagdschloss wurde am Reisbrett vorgenommen. Nach französischem Vorbild war es das Ziel, alle Straßen und Wege strahlenförmig zum Schloss hinzuführen. Der Ausbau der Infrastruktur führte zu einem Wachstum des Ortes. Auch aufgrund der Bautätigkeiten wurde das ehemalige Dorf Klenow vom Schloss zur Landstraße verlegt, außerdem wurde das Dorf nun nach dem zentralen Jagdschloss benannt. Die neu entstandenen Häuser durften nicht größer als das damalige Schloss sein und an der großen Schlossstraße durften niemand privat bauen. Der Herzog kontrollierte den Baufortschritt genauestens. Aufgrund des  7-jährigen Krieges (1756 -1763) wurde der Weiterbau mehrmals unterbrochen. Die räumlichen Bedürfnisse des Hofstaates wurden mit den Wohnhäusern vor dem Kirchplatz befriedigt. Der verdienstvolle Baumeister Johann Joachim Busch begann 1765 mit dem Bau der klassizistischen Hofkirche, die in einer Achse dem heutigen Schloss gegenübersteht. Nachdem die Gelder für eine angemessene Residenz zusammengetragen waren, wurde 1772 mit dem Bau des heutigen Residenzschlosses begonnen. Die Bautätigkeiten wurden 1776 abgeschlossen. Für die Fassade des Schlosses wurde unter anderem der damals populäre sächsische Sandstein aus Pirna bezogen. Um die Kosten zu senken, wurde Pappmaché für fast alle Säulen, Skulpturen und Stuckdecken verwendet. Um dem ungeheuren Materialaufwand gerecht zu werden, gab es sogar eine herzogliche Anweisung alte Zeitungen und andere Papiere abzugeben.                      

 

Ab 1776 bezogen der Herzog und seine Gemahlin die fertiggestellten Wohnzimmer im Schloss. Vier Jahre später wurde die Wasserkaskade vor dem Schloss fertiggestellt, womit der repräsentative Schlossplatz vollendet war. Ludwigslust mit seinem gleichnamigen Schloss strahlte im neuen barocken Glanz, anders sah es in Schwerin aus. Dort stand das alte Schloss, an dem immer mehr Teile baufällig wurden. Der Herzog liebte seine neue glänzende „Perle“ und vernachlässigte die alte Residenzstadt Schwerin. Am 24. April 1785 starb Herzog Friedrich der Fromme und wurde in der Hofkirche zu Ludwigslust beigesetzt. Da er keinen direkten Nachfolger hatte, wurde sein Neffe Friedrich Franz I. zum neuen Herzog ernannt. Auch dieser Herzog bevorzugte die „saubere“ Residenzstadt Ludwigslust gegenüber dem alten Schwerin.

Unter Friedrich Franz I. erhielt der Ort 1793 das Privileg der Marktfleckengerechtigkeit und ab 1801 eine eigene Gerichtsbarkeit mit dem Recht eines Stadtgerichtes. Im Jahr 1793 zählte der Ort bereits 1.300 Einwohner und die Residenzstadt wuchs beständig weiter, so nahm der Verkehr zu und es wurden immer neue Straßen gezogen. Darüber hinaus wurden die Gartenanlagen des Schlosses auf der Westseite der Stadt weiter ausgebaut. Einen besonderen Bauboom erfuhr die Stadt ab 1826 als eine direkte Straßenverbindung von Berlin nach Hamburg erschlossen wurde und diese durch Ludwigslust führte. In der Folge wurde der Posthof vergrößert, die Kaserne und der Marstall wurden errichtet und es entstanden viele bürgerliche Villen. Friedrich Franz I. starb am 1. Februar 1837 und konnte somit die zunehmend industrielle Entwicklung der Stadt zu Beginn des 19. Jahrhunderts miterleben.

Mit Herzog Paul Friedrich trat der Enkel von Friedrich Franz I. die Regierung am 1. Februar 1837 an. Dieser mit der preußischen Prinzessin Alexandrine verheiratete Herzog begann sogleich mit der Zurückverlegung der Residenz nach Schwerin, wovon die Stadt Schwerin außerordentlich profitierte. Das Schweriner Schloss war zu diesem Zeitpunkt in einem sehr baufälligen Zustand, aber auch der Ausbau der Stadt Schwerin wurde vorangetrieben. Auf Herzog Paul Friedrich gehen heute noch die Bezeichnungen Paulsstadt und Paulskirche zurück. Mit der Zurückverlegung der Residenz von Ludwigslust nach Schwerin verlor die Stadt Ludwigslust ihre prominente Rolle, allerdings hatte sich die Stadt in der Zeit als Residenzstadt sehr stark entwickelt und konnte somit weiterhin eine wichtige Rolle in der Region Südwestmecklenburg einnehmen.

Quelle: Georg Christian Friedrich Lisch (1801-1883): Album Mecklenburgischer Schlösser und Landgüter, Band 1, Erscheinungsjahr 1848, Kapitel: Das Schloss zu Ludwigslust.